 Silicone historisch betrachtet
Silicone sind in der Technik hergestellte Verbindungen
des Elements Silicium. Obwohl Silicium das zweithäufigste Element der
Erdkruste ist, kommt es wegen seiner hohen Affinität zum Sauerstoff nur
in entsprechenden Verbindungen als Silikat oder Siliciumdioxid in Form
von Sand und Mineralien vor. Wegen der sehr hohen Bindungsenergien der
Silicium-Sauerstoff-Bindungen wurde Silicium als Element erst spät entdeckt.
Im Jahre 1823 gelang es dem Chemiker Jöns Jakob Berzelius durch Reduktion
von Siliciumdioxid mit Kohlenstoff, bei Anwesenheit von Eisen, amorphes
Silicium darzustellen. Durch anschließendes Herauslösen des Eisens mittels
Salzsäure blieb in dem Reaktionsgemisch pulverförmiges Silicium übrig.
Es sollten von da an noch über hundert Jahre vergehen bis dieses neuentdeckte
Element seines Siegeszug antrat. Vor allem der hohe Schmelzpunkt (1410 °C)
stellte lange Zeit ein Hindernis dar, um metallisch glänzende Siliciumbrocken
herzustellen. Desweiteren fehlte ein geeignetes Verfahren, um Silicium
in größeren Mengen darzustellen.
Erst die Entdeckung und vermehrte Nutzung der Elektrizität
trug dazu bei, sowohl die hohen Schmelzwärmen für Silicium aufzubringen,
als auch ein wirtschaftliches Verfahren zu dessen Darstellung zu entwickeln. Trotz der genannten Schwierigkeiten bei der Siliciumherstellung,
beschäftigten sich bereits im 19. Jahrhundert verschiedene Chemiker mit
der Chemie dieses Elements. Dabei hofften sie, eine Chemie des Siliciums
zu entwickeln, die der des Kohlenstoffs analog ist.
 Entdeckung der Silicone
Vor allem war es der englische Chemiker F. S. Kipping
am Anfang des 20. Jahrhunderts, der sich eingehend mit der Siliciumchemie
beschäftigte. Er synthetisierte eine große Anzahl von in der Natur nicht
vorhandenen Si-C-Verbindungen. Vorwiegend hatte er es dabei mit nicht
kristallisierbaren, nicht destillierbaren, harzartigen Produkten zu tun: Die ersten Silicone waren entdeckt!
Kipping synthetisierte zunächst Chlororganylsilane,
die er anschließend der Hydrolyse unterwarf. Aber entgegen seinen Erwartungen,
dass analog den Chloralkylverbindungen entsprechende Alkohole gebildet
würden, kondensierten die entstehenden Silanole spontan unter Chlorwasserstoffentwicklung
zu höheren Einheiten. Da zu diesem Zeitpunkt allerdings kein Interesse
an den Eigenschaften und Anwendungen dieser Verbindungsklasse bestand,
beschäftigte sich Kipping nicht weiter damit.
 Durchbruch der Silicone
Zu Beginn der vierziger Jahre des 20. Jahrhunderst
wurden die Silicone in den USA, hinsichtlich einer vorwiegend militärischen
Nutzung, in ihren Eigenschaften erforscht und erprobt. Dabei fanden zunächst
ihre hydrophobierenden Eigenschaften sowie ihre Schutzwirkung gegen stille
elektrische Entladungen Beachtung. Folglich war das erste Siliconprodukt
eine Paste, die zum Schutz elektrischer Zündanlagen im Flugzeugbau eingesetzt
wurde. Der Produzent war die Firma Dow Corning. Sie verarbeitete die Siliconvorstufen
der Firma General Electric. Dort entdeckte der Chemiker Eugene G. Rochow
im Jahre 1940 einen Syntheseweg für Chlormethylsilane, ausgehend von Silicium
und Chlormethan (Methylchlorid). Unabhängig und zeitgleich entwickelte
der deutsche Chemiker Richard Müller einen analogen Syntheseweg, die Müller-Rochow
Synthese.
Von nun an war der Siegeszug der Silicone nicht mehr
aufzuhalten. Man war nun in der Lage, auf preiswertem Wege Siliconvorstufen
zu produzieren. Von nun an ging es darum, durch Einfügen von bestimmten
organischen Gruppen die Anwendungspalette der Silicone zu erweitern.
 Entwicklung der Siliconchemie in Deutschland
Der Know-how-Vorsprung der USA war nicht aufzuholen.
Daher mussten zunächst entsprechende Patentlizenzen erworben werden. Allerdings
musste das zugrundeliegende chemische und verfahrenstechnische Wissen
im eigenen Hause selbst erarbeitet werden. In diesem Zusammenhang ist
Dr. Nitzsche zu nennen, der eine eigene Silansynthese entwickelte. Im
Jahr 1949 ging dann in Burghausen ein rund um die Uhr laufender Silanofen
in Betrieb.
Die Aufgabe der WACKER-Chemiker bestand nun darin,
durch Modifizierung des Silicongerüsts mit Methyl-, Phenyl-, Vinylresten,
sowie Amino- oder anderen funktionellen Gruppen, die Anwendungsmöglichkeiten des neuartigen Kunststoffes zu erweitern.
Heute gehört WACKER zu den weltweit führenden Unternehmen
in der Siliconbranche. WACKER ist zukunftsweisend in den Bereichen Forschung,
Analytik und Umweltschutz.
Die folgende Übersicht zeigt tabellarisch und chronologisch den
Aufstieg von WACKER:
 Chronik von WACKER SILICONES
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1947 |
Beginn der Silicone-Forschung in Burghausen |
1949 |
Erste Silanofen in Burghausen (vgl. Foto oben) |
1950 |
Erste Versuchsanlage für Silicone
Siliconöle und Harze werden entwickelt
Arbeiten zur Optimierung der Direktsynthese von Chlorethylsilanen |
1951 |
Erweiterung des Siliconbetriebs
Die Produktpalette wird auf Imprägniermittel für die Textilindustrie,
Trennmittel für die Gummiindustrie, auf Antischaummittel und Emulsionen
ausgedehnt |
1953 |
Erste Bautenschutzmittel kommen
auf den Markt
Beginn der Produktion von HTV-Kautschuk
Der Umsatz mit Siliconen liegt bei 2,1 Mio. DM |
1955 |
Die ersten RTV-Kautschuke werden entwickelt
Ein Syntheseweg für Phenylsilane wird gefunden |
1957 |
Ausbau der Silicone-Produktion: Destillationskolonnen und Tanklager
für Silane werden errichtet
Die Produktpalette ist auf 200 Typen angestiegen
Der Silicone-Umsatz erreicht 7,8 Mio. DM |
1960 |
Beginn der Entwicklung von Silicone-Fugenmassen unter dem Markennamen ELASTOSILâ
Erste Kombinationsharze für die Lackindustrie |
1967 |
Der Umsatz der Silicone erreicht 37,8 Mio. DM |
1969 |
Umstellung der Direktsynthese auf das Wirbelschichtverfahren
Die Reinsilandestillation geht in Betrieb
Die WACKER Chemical Corp. New York beteiligt sich mit 33 %
an der SWS Silicones Corp. Adrian/Michigan, USA |
1970 |
Eine neue Generation additionsvernetzender Siliconkautschuke
Beginn der Produktion von hochdispersiver Kieselsäure (HDK)
in Kempten |
1971 |
WACKER Mexicana: Beginn der Silicone-Produktion |
1972 |
Neue Siliconanlagen (Synthese und Destillation) in Burghausen;
Erweiterung 1974 |
1976 |
Inbetriebnahme der Methanolyse |
1977 |
Gründung der Bayplan, Bayerische Bautenschutz Fachplanung |
1978 |
Steigende Bedeutung von Siliconkautschuk
Die entscheidende Komponente WACKER
HDK® wird jetzt auch in Burghausen produziert. |
1981 |
Silicone-Produktion bei der WACKER Quimica do Brasil Ltda. |
1982 |
Beträchtliche Kapazitätserweiterung der Siliconanlagen |
1983 |
WACKER Chemical East Asia, Tokio: Produktion von RTV-
und HTV-Siliconkautschuken |
1985 |
Die WACKER-Beteiligung an der WACKER-Stauffer Silicones Corp. wird
auf 50 % erhöht |
1987 |
Gründung der WACKER Silicones Corp., Adrian, Michigan, jetzt 100 %ige
Tochter
Gründung der Drawin Vertriebs GmbH, Ottobrunn, für den Silicone-Kleinverkauf
Stiftung des WACKER-Siliconpreises für herausragende Forschungsleistungen
auf dem Gebiet der Organosiliciumchemie |
1988 |
Neuorganisation: Die Aktivitäten für Silane, Silicone und Kieselsäuren
werden im Geschäftsbereich Silicone zusammengefasst
In Burghausen gehen Großanlagen zur Herstellung von Methylsiliconharzen
und Phenylsilanen in Betrieb |
1990 |
Silicone in der Hochtechnologie: SEMICOSILâ in der Elektronik, POWERSILâ in der Mittel- und Hochspannungstechnik, Silane für pharmazeutische
Synthesen |
1991 |
Silicone-Produktion bei der WACKER-Chemie Italia SpA.
Heißkautschuk-Compoundierung bei der WACKER Quimica Iberica |
1993 |
Zertifizierung des Qualitätsmanagementsystems nach ISO EN 9001 |
1997 |
Die Produktion von LC-Pigmenten wird aufgenommen
Umsatz des Geschäftsbereich Silicone: 1,4 Mrd. DM
Mitarbeiter: 3000
100 %ige Übernahme der SILMIX SpA, Italien
Ein halbes Jahrhundert WACKER Silicone |
1998 |
In Japan Konzentration der Silicone-Produktion am Standort Akeno |
1.1.
1998 |
Wacker Silicones Corporation,
Adrian, USA, ein 100prozentiges Tochterunternehmen der Wacker Chemie AG, München, und Kelmar Industries, Duncan, South Carolina,
USA, vereinbaren die Gründung eines Joint Ventures bei Spezialsiliconen.
Die 1988 gegründete Kelmar Industries mit Schwerpunkt bei Herstellung
und Vertrieb von Textilhilfsmitteln auf Basis von Siliconen erzielte
im Geschäftsjahr 1996/97 mit 66 Beschäftigten einen Umsatz
von etwa 30 Millionen US-Dollar. |
1998 |
Mit Kaufvertrag vom 27.11.1998
erwirbt die Wacker-Chemie das sächsische Werk Nünchritz
von der Hüls AG für den Geschäftsbereich Silicone. |
1999 |
Die Asahi Chemicals Industry
Co.Ltd., (Asahi Kasei) in Tokyo, Japan, und die Wacker-Chemie unterzeichnen
am 17.09.1999 in Japan ein Joint Venture (mit je 50 % Beteiligung)
zur Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Siliconprodukten.
Die neue Firma heißt Wacker Asahikasei Silicone Co., Ltd. und
hat ihren Sitz in Shinjuku-ku, Tokyo. |
2000 |
Das gemeinsam mit der Wacker Polymer Systems betriebene technische Servi-cezentrum nimmt in Shanghei seine Tätigkeit auf. Insbesondere im Baubereich wird hier der Ausbau der Wacker-Aktivitäten in den rasch wachsenden asiati-schen Märkten für Silicone unterstützt.
Am Standort Burghausen wird ein Innovations- und Beratungszentrum für die Anwendung von Siliconen in der Kosmetikindustrie eröffnet. |
2001 |
WACKER SILICONES gelang, mit der weltweiten Markteinführung von Silicon-kautschuk in Granulatform, eine viel versprechende Neuerung. |
2002 |
Der im Vorjahr begonnene Ausbau des Standortes Nünchritz (Sachsen) wurde planmäßig fortgeführt. |
2003 |
Mit einem symbolischen Spatenstich wurde am 10. März 2003 die Erweiterung der Monomeranlage in Nünchritz begonnen. |
2004 |
Die Sika AG, Baar (Schweiz) erwirbt von WACKER das Geschäft mit Silicondicht- und Siliconklebstoffen für Fassaden.
In Shanghei nimmt eine neue Anlage zur Herstellung von Siliconemulsionen den Betrieb auf. |
2005 |
WACKER vereinbart in Shunde (China) ein Joint Venture mit Dynamic zur Herstellung und Vermarktung von Siliconprodukten für die Textil-, Leder und Faserindustrie. |
2006 |
WACKER vereinbart ein Joint Venture mit Dow Corning zur Herstellung von Silicon-Vorprodukten in Asien. |
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