Siliconkautschuk - elastisch, flammfest, ölbeständig
Zunächst seien die typischen Strukturausschnitte von
verschiedenen Siliconkautschuktypen dargestellt, wie sie im Kapitel "Herstellung" ausführlich beschrieben werden.
Im folgenden wird nun auf einige Eigenschaften von Siliconkautschuk näher
eingegangen.
Elastisches
Verhalten
An Hand eines Spannungs-Dehnungs-Diagramms lassen sich
die elastischen Eigenschaften eines Materials am besten beurteilen. Dabei
ist der E-Modul eine wichtige Größe zur Beschreibung des elastischen Verhaltens.
Er ergibt sich aus der Spannungs-Dehnungskurve als Widerstand bei der
Dehnungsverformung (N/mm2) bezogen auf einen bestimmten Dehnungswert
(in %).
Ein typisches Spannungs-Dehnungs-Diagramm sieht wie folgt aus:
Siliconkautschuk besitzt die besondere Eigenschaft,
dass sich sein elastisches Verhalten im Gegensatz zu anderen Elastomeren
nur relativ gering in Abhängigkeit von der Temperatur ändert.
Druckverformungsrest
von Siliconkautschuk nach 24 Stunden Kompression bei verschiedenen Temperaturen:
Inwiefern
sich die Vernetzungsdichte des Siliconkautschuks auf die verschiedenen
elastischen Eigenschaften auswirkt zeigt die folgende Abbildung:
Bei allen aufgeführten Eigenschaften besitzt die geringe
Abhängigkeit des Druckverformungsrestes von der Temperatur die wichtigste
Bedeutung.
Flammfestigkeit
Silicongummi zeichnet sich durch eine ausgesprochene
Schwerbrennbarkeit aus. Der Flammpunkt liegt bei 750 °C und die Zündtemperatur
bei 450 °C. Die LOI-Werte liegen weit unter dem kritischen Wert von
21 %, der der ungefähren Sauerstoffkonzentration der Luft entspricht (LOI ist die Kurzbezeichnung für Limiting Oxygen Index, dem sog.
Sauerstoff-Index, der die Brennbarkeit von Kunststoffen in unterschiedlich
zusammengesetzten Sauerstoff-Stickstoff-Gemischen angibt).
Im Brandfalle entstehen nur geringe Rauchmengen, ohne
dass dabei toxische Gase wie HCl oder Schwefelverbindungen freigesetzt
werden.
Bei der Verbrennung entstehen im wesentlichen Kohlendioxid
und Wasser, wobei Siliciumdioxid als Asche zurückbleibt. Da Siliciumdioxid
ein hervorragendes Dielektrikum darstellt, findet Silicongummi besonders
in kritischen Sektoren als Ummantelung von Kabeln seine Anwendung (siliconisierte
Kabel im Schiffsbau, Flugzeugbau, öffentlichen Gebäuden).
Um
die äußerst positiven Eigenschaften von Silicongummi im Brandfalle nochmals
besonders herauszustellen, sei im folgenden das Brandverhalten einiger
Elastomere aufgeführt:
Polymer |
LOI % |
Rauch-
dichte |
Brandlast
[MJ/kg] |
Polychloropren (CR) |
36,5 |
65 |
20,9 |
Chlorsulfatpolyethylen (CSP) |
30,7 |
85 |
15,9 |
Nitril-/PVC-Mischung (NBR/PVC) |
30,6 |
136 |
20,5 |
Siliconkautschuk (VMQ) |
26 - 42 |
45 |
15,9 |
Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR) |
21,6 |
265 |
17,6 |
Ethylen-Propylen-Terpolymer (EPR) |
23,5 |
280 |
36,0 |
Chemisch vernetztes Polyethylen (VPE) |
20 |
205 |
41,9 |
Polyvinylchlorid (PVC) |
24,3 |
265 |
22,2 |
Um besonders hohe Flammfestigkeiten bei Silicongummi zu erreichen, mengt
man diesem Zusätze wie Al(OH)3-Hydrat oder Spuren von Platinverbindungen
und TiO2 zu (selbstverlöschende Qualitäten).
Chemikalien-
und Ölbeständigkeit
Allgemein besitzt Silicongummi eine gute Resistenz
gegenüber Chemikalien. In Kontakt mit verdünnten Säuren und Laugen
kann es durchaus eingesetzt werden. Erst im Falle von Temperatur- oder
Konzentrationserhöhungen muß mit einer Abnahme der Beständigkeit gerechnet
werden.
Im Gegensatz zu organischen Elastomeren ist auch die
Ölbeständigkeit von Silicongummi recht gut. Die folgende Abbildung gibt
Aufschluss darüber, wie sich das Volumen von Silicongummi ändert, wenn
es 14 Tage in heißem Öl bei 150 °C gelagert wurde oder anderen Chemikalien
ausgesetzt wurde:
Chemikalien |
Volumenänderung in % |
|
Lösemittel
und Treibstoffe (nach 7 Tagen bei RT) |
|
Aceton |
15 - 25 |
|
Tetrachlorkohlenstoff |
über 150 |
|
Ethylalkohol |
0 - 10 |
|
Isooctan |
über 150 |
|
Xylol |
über 150 |
|
Öle
(nach 14 Tagen bei 150 °C) |
|
ASTM-Öl 1 |
5 |
|
ASTM-Öl 2 |
8 |
|
ASTM-Öl 3 |
40 |
|
SAE-Öl 20 W 20 |
25 |
|
Siliconöl, Viskosität 100
mPa s |
30 |
|
|
|
|
Durch zersetzte, aggressive Bestandteile des Öls wird
Silicongummi besonders stark beansprucht. Apolare Lösungsmittel verursachen
dagegen eine starke Quellung. Allerdings werden nach Verdampfen des Lösemittels
die ursprünglichen Eigenschaften wiedererlangt. Durch den Einfluss von
Siliconölen erfährt Silicongummi ebenfalls eine reversible Quellung, wobei
Phenylsiliconöle eine wesentlich geringere Quellwirkung zeigen.
Dagegen weisen Siliconkautschuke mit Trifluorpropylgruppen eine besonders
hohe Ölbeständigkeit auf. |