Silicone nehmen hinsichtlich ihrer chemischen Struktur eine Zwischenstellung
zwischen typisch organischen und typisch anorganischen Verbindungen ein.
Mit Ausnahme von Kohlendioxid, Kohlenmonooxid, Kohlensäure und
Carbonaten gelten alle anderen Kohlenstoffverbindungen als "organisch".
Kennzeichnend sind für sie u.a. relativ geringe Schmelzpunkte sowie
relativ niedrige Zersetzungstemperaturen. In der Natur kommen sie in Lebewesen
und in Stoffen biologischer Herkunft, beispielsweise Erdöl vor. Bis
zur Harnstoffsynthese durch F. Wöhler im Jahre 1828 herrschte die Meinung
vor, dass es unmöglich sei, auf synthetischem Wege organische Kohlenstoffverbindungen
herzustellen. Diese Fähigkeit wurde ausschließlich einer geheimnisvollen
natürlichen Lebenskraft (vis vitalis) zugeschrieben. Mit dem Bruch
dieser Meinung durch Wöhlers Synthese ging der rasche Aufschwung
der organischen Chemie, innerhalb weniger Jahrzehnte, einher. Während
im Jahr 1830 nur ca. 3000 organische Verbindungen bekannt waren, kannte
man 1930 bereits 300 000 und im im Jahr 1950 1 200 000. Heute (im Jahr
2001) sind es über 15 000 000 organische Verbindungen - die Zahl
nimmt um ca. 500 000 pro Jahr zu. Die millionenfache Vielfalt von organischen
Verbindungen ist durch die Fähigkeit von Kohlenstoff-Atomen bedingt,
stabile C-C-Bindungen (sowohl Einfach- als auch Mehrfachbindungen) zu
bilden.
Im Gegensatz zum Kohlenstoff ist beim Silicium die Ausbildung von Si-Si-Bindungen
oder gar längerer Si-Ketten nicht ausgeprägt. Die häufigste Si-Verbindung
ist das Siliciumdioxid SiO2 (Quarz, Sand), welches aber nicht
analog dem Kohlendioxid CO2 molekular vorkommt, sondern als
kovalenter Kristall, in dem sehr viele Si-O-Si-Bindungen ein Kristallgitter
(das Quarzgitter) bilden. Quarz gehört zu den thermisch und chemisch beständigsten
Verbindungen überhaupt. Wegen der hohen Bindungsenergie der Si-O-Si- Bindungen
ist er chemisch außerordentlich stabil und reaktionsträge.
In ihrer Struktur sind Silicone nichts anderes als organisch modifizierter
Quarz. Sie vereinen in sich typisch organische Eigenschaften mit typisch
anorganischen. Wesentlich ist dabei die hohe Beständigkeit des Quarzgerüstes
gegenüber äußeren Einflüssen jeglicher Art. Die Produktpalette der
Silicone reicht von flüssigen Verbindungen (Siliconöle),
bis hin zu festen Verbindungen (Siliconharze, Siliconkautschuk) reicht. |