Chemie am "fertigen" Silicon -
Vernetzung und Modifikation
von Siliconen
Während die Siliconöle und Siliconharze bereits nach der
Hydrolyse der entsprechenden Silane "fertig" sind, müssen die
Bestandteile eines Siliconkautschuks erst noch miteinander vernetzt (vulkanisiert) werden. Hinsichtlich dieses
Vorgangs unterscheidet man drei Vernetzungstypen:
Bei der Additionsvernetzung und der Kondensationsvernetzung
benötigt man außer den entsprechenden Edukten und Reaktionsbedingungen
noch einen geeigneten Katalysator. Im ersten Falle handelt es sich um
einen Platinkatalysator und im zweiten Fall um einen Zinnkatalysator.
Dem gegenüber kommt die Vernetzung mit Peroxid ohne Katalysator aus.
Additionsvernetzung
Wie bereits erwähnt, beruht die Additionsvernetzung
auf der Verknüpfung von Si-H-Gruppen mit Doppelbindungen. Neben Salzen
oder Komplexen von Platin können ebenso entsprechende Palladium- oder
Rhodiumverbindungen als Katalysatoren eingesetzt werden. Verwendet man
Olefinkomplexe der Platinmetalle als Katalysator, so läuft die Vernetzung
bereits bei Raumtemperatur ab. Für die Additionsvernetzung bei höheren
Temperaturen kommen stickstoffhaltige Platinkomplexe zum Einsatz (z. B.
Pt-Komplexe des Pyridins, Benzonitrils oder Benzotriazols).
Vernetzung mit Peroxiden (HTV - Kautschuk)
Für die peroxidische Vernetzung müssen zunächst freie
Radikale gebildet werden. Dies kann entweder thermisch oder strahlungsinduziert
geschehen. Als Radikalbildner kommen unterschiedliche organische Peroxide
in Betracht, die als Initiatoren dieses Vernetzungstypes fungieren. Durch
den Einbau von Vinylgruppen in das Polymer (0,5 - 1,0 Mol %),
erhält man eine gezieltere Vernetzung, was zu verbesserten Vulkanisaten
führt.
Kondensationsvernetzung (RTV-2 Kautschuk)
Bei der Kondensationsvernetzung kommen Katalysatoren
wie Dibutylzinndilaurat oder Zinn(II)oktoate zum Einsatz. Sie katalysieren
die Reaktion zwischen α, ω-Dihydroxypolydimethylsiloxanen mit Kieselsäureestern. Wasser
wirkt stark beschleunigend auf die Reaktionsgeschwindigkeit. Ebenso hängt
die Reaktionsgeschwindigkeit vom Vernetzer (Funktionalität, Konzentration,
chemische Struktur), sowie von der Art des Katalysators ab.
Im Gegensatz zu den organischen Gummi- und Kautschuksorten,
wird bei den Siliconkautschuken kein Schwefel zur Vulkanisation verwendet.
Unterschiede zwischen kondensations- und additionsvernetzenden
RTV-2 Kautschuken
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Kondensationsvernetzung |
Additionsvernetzung |
Mischungsverhältnis von Siliconkautschuk und Härter in Grenzen
variabel |
Mischungsverhältnis der beiden Kautschukkomponenten festgelegt |
Vernetzer und Katalysator sind beide im Härter enthalten |
Vernetzer (H-Siloxan) in Kautschuk-Komponente 1, Katalysator (Platinkomplex)
in Kautschuk-Komponente 2 |
Vulkanisationsstörung nur durch Mangel an Wasser |
Vulkanisationsstörungen durch verschiedene Substanzen (Schwefelverbindungen
u. a.) |
geringer Temperatureinfluss auf Vulkanisationsgeschwindigkeit |
starker Temperatureinfluss auf Vulkanisationsgeschwindigkeit |
chemische Schrumpfung durch Abspaltung von Alkoholen bei der Vernetzung |
praktisch schrumpffrei |
Reversion (Depolymerisation) durch Spaltprodukte (Alkohol) schon
ab 80 °C möglich |
keine Reversion möglich |
lange Verarbeitungszeit bedingt auch lange Vulkanisationszeiten |
bei langer Verarbeitungszeit schnelle Aushärtung bei höheren Temperaturen
möglich |
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