 Chlormethylsilane: Silicon-Vorstufen mit interessanten Eigenschaften
Das bei der Müller-Rochow
Synthese auftretende Produktgemisch enthält eine Vielzahl verschiedener,
für die chemische Industrie wichtigen Chlormethylsilane. Namentlich sind
dies:
- Chlordimethysilan ((CH3)2HSiCl; Sdp.: 35 °C)
- Chlortrimethylsilan ((CH3)3SiCl; Sdp.: 57 °C)
- Dichlormethylsilan ((CH3)HSiCl2; Sdp.: 41 °C)
- Dichlordimethylsilan ((CH3)2SiCl2;
Sdp.: 70 °C)
- Trichlormethylsilan ((CH3)SiCl3; Sdp.: 66 °C).
Hinsichtlich der Anzahl an Chloratomen lassen sich
die oben aufgeführten Monomereinheiten in Bezug auf ihre Funktionalität
unterscheiden. Bei der Vernetzung der Chlormethylsilane werden zunächst
die einzelnen Chloratome durch Hydroxylgruppen substituiert, wobei Chlorwasserstoff
frei wird. Anschließend reagieren die Hydroxylgruppen unter Polykondensation
weiter, wodurch entsprechende Polysilane entstehen.
 In der folgenden Abbildung sind die verschiedenen Funktionalitäten
der Chlormethylsilane anhand der daraus gebildeten Polymereinheiten aufgeführt:
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Monochlorsilane stellen demnach
monofunktionelle Einheiten dar, während Dichlorsilane difunktionellen
Charakter besitzen. Entsprechend bilden Trichlorsilane trifunktionellen
Einheiten. (R steht hier entweder für eine Methylgruppe oder
ein Wasserstoffatom.) |
Monochlorsilane wirken immer als kettenabschließende
Baueinheiten. Dichlorsilane bilden dagegen die Gerüsteinheit für lineare
oder cyclische Silicone. Trichlorsilane gestatten es, dreidimensionale
Siliconnetzwerke zu synthetisieren.
 Ihre große Bedeutung besitzen die Chlormethylsilane wegen
ihrer hohen Reaktivität. Wie bereits erwähnt, reagieren sie zunächst heftig
mit Wasser unter Freisetzung von Chlorwasserstoff. Die entstehenden Silanole
neigen rasch zur Polykondensation. Je nach Zusammensetzung des Reaktionsgemisches
lassen sich dadurch Siliconöle oder Kautschuke herstellen.
Wegen der Freisetzung von Chlorwasserstoff (z. B. 350
l pro kg Dichlordimethylsilan) bei der Silicon-Herstellung ist bei diesen Prozessen äußerste Vorsicht geboten. Um dabei sowohl Umweltgesichtspunkten
als auch ökonomischen Erfordernissen entgegenzukommen, wird der Chlorwasserstoff
im Kreislauf geführt. Er wird mit
Methanol zu Chlormethan umgesetzt, das als Ausgangstoff der Müller-Rochow Synthese dient.
Dieses Beispiel zeigt, wie in der chemischen Industrie
prozessintegrierter Umweltschutz praktiziert und gleichzeitig wirtschaftlich
gearbeitet wird. Die Chlorverbindungen bleiben bei der Herstellung von
Siliconen innerhalb der Produktionsanlage, die Silicone sind chlorfrei.
Die Chlorverbindungen sind aber als reaktive Intermediate (Zwischenverbindungen)
derzeit noch unverzichtbar, weil es noch keine konkurrenzfähige Alternativ-Technologie
zur Herstellung von Siliconen gibt.
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