1. Experiment ist im WACKER-Schulversuchskoffer enthalten

ja

2. Versuchsvorschrift wurde modifiziert

ja, Ergänzungen

3. Eigene Versuchsvorschrift wurde entwickelt

teilweise

4. Video-Clip verfügbar

ja (als wmv oder als mov)

5. Flash-Animation verfügbar

ja

6. Weitere Materialien: Arbeitsblätter 2, Arbeitsblätter 9, Folie DH5

Hydrophobe Eigenschaften von Siliconölen/Variante a

Anfang2 Versuchsdurchführung und -beobachtung 1 Materialien, Chemikalien, Zeitbedarf
  • Tropfpipette
  • verschiedene saubere Oberflächen:
    - Glas
    - Kupferplatte
    - Bierdeckel
    - Papiertaschentuch
    - Polyethylenplatte
    - Polyvinylchloridplatte
    - Holzplatte
  • Kerze

Für die verschiedenen Oberflächen ist mit einem Zeitbedarf von ca. 10 Minuten zu rechnen.

Anfangweiter 2 Versuchsdurchführung und -beobachtung
Die verschiedenen Oberflächen werden partiell mit den jeweiligen Ölen gleichmäßig bestrichen. Zusätzlich wird ein Pappdeckel mit einer Kerzenwachsschicht überzogen. Dann wird sowohl auf die behandelten als auch auf die unbehandelten Oberflächen ein Tropfen Wasser gegeben.

Wie man auf den Fotos erkennen kann, bilden die Wassertropfen auf den siliconisierten Oberflächen und auf dem mit Kerzenwachs behandelten Pappdeckel einen vergleichsweise runden Tropfen und verlaufen nicht. Von der Seite betrachtet stehen die Tropfen auf behandelten Oberflächen deutlich höher als auf den unbehandelten Oberflächen.
unbehandelte
Glasoberfläche
siliconisierte
Glasoberfläche
mit Glycerin behandelte
Glasoberfläche
mit Kerzenwachs über-
zogener Pappdeckel

Anfangweiter Das Wasser wird von den mit Silicon behandelten Oberflächen wesentlich langsamer eingesaugt als bei den unbehandelten Oberflächen. Eine Bestimmung des Berührungswinkels ist mit dem bloßem Auge nicht möglich.

Auf den mit Glycerin behandelten Oberflächen verlaufen die Wassertropfen dagegen sehr stark und werden schnell eingesaugt. So wird z.B. die wasserabweisende Wirkung einer mit Ethanol gründlich gereinigten Kupferplatte durch Glycerin deutlich herabgesetzt. Im Gegensatz dazu wird durch das Siliconöl die wasserabweisende Wirkung wiederum erhöht.

unbehandelte Kupferplatte
mit Glycerin behandelte Kupferplatte mit Siliconöl behandelte
Kupferplatte

Anfangweiter 3 Versuchsauswertung

Wie die Beobachtungen zeigen, besitzen die mit Siliconöl behandelten Oberflächen einen deutlich höheren wasserabweisenden Effekt als die unbehandelten Oberflächen. Dies zeigt sich in der deutlichen Zunahme des Berührungswinkels. Die Silicon-Moleküle richten sich auf Oberflächen mit polaren Zentren wie Glas, Baustoffen oder Textilien spontan so aus, dass die Methyl-Gruppen von der Oberfläche wegweisen. Diese bewirken das hydrophobe (wasserabweisende) Verhalten der behandelten Oberflächen.
Anfangweiter Die gute Haftbarkeit von Siliconölen auf Glas, Baustoffen und Textilien ist auf die strukturelle Verwandtschaft dieser Oberflächen mit den Siliconen zurückzuführen. Die negativ polarisierten Sauerstoff-Atome aus den Silicon-Molekülen bilden elektrostatische Anziehungskräfte zu Kationen aus Glas bzw. Wasserstoffbrückenbindungen mit -OH Gruppen aus der Cellulose im Papier aus (vgl. die beiden Skizzen).
Wechselwirkungen zwischen Cellulose und Siliconöl
Anfangweiter Die hydrophoben Eigenschaften des mit Kerzenwachs behandelten Pappdeckels sind dadurch zu erklären, dass "Kerzenwachs" eigentlich festes Paraffin ist, d.h. ein Gemisch aus gesättigten aliphatischen Kohlenwasserstoffen. Diese bestehen aus unpolaren Molekülen, die ebenso wie die Methylgruppen des Siliconöls hydrophob wirken. Sie bilden nur sehr geringe Wechselwirkungskräfte mit den Wasser-Molekülen, so dass Wasser im Tropfen bleibt und das Paraffin nicht benetzt.
Paraffin gilt allgemein als das am stärksten ausgeprägte hydrophobe Mittel. Im Unterschied zu den Siliconölen haften Paraffine aber nicht so gut auf einer Oberfläche aus Stein, Glas oder Papier und können z.B. durch Abkratzen entfernt werden.
Als weiterer großer Vorteil im Vergleich zu Paraffinen erweist sich, dass die Siliconfilme, aufgrund ihrer geringen Oberfächenspannung, sehr spreitungsfähig sind und dadurch die hydrophoben Effekte mit viel geringeren Substanzmengen erzielt werden können. Im Gegensatz zu Paraffinen verändern Siliconöle die Oberflächeneigenschaften wie z.B. das Aussehen und die Atmungsfähigkeit des Materials kaum.

Die erhöhten hydrophilen Eigenschaften der mit Glycerin behandelten Oberflächen lassen sich mit der Struktur des Glycerins erklären. Das Glycerin-Molekül C3H5(OH)3 verfügt über drei Hydroxyl-Gruppen, die Wasserstoffbrückenbindungen mit Wasser-Molekülen ausbilden. Daher ist Glycerin mit Wasser unbegrenzt mischbar.


Anfang4 Tipps und Anmerkungen Erweiterte Versuchsauswertung

Mit Hilfe einer Kamera, einem Computer und einem Bildverarbeitungsprogramm kann auch der Berührungswinkel, wie rechts gezeigt, bestimmt werden.
Bei einem Referenzversuch wurden folgende Ergebnisse erhalten:
Art der Oberfläche Berührunsgwinkel für Wassertropfen Literaturwert
siliconisierte Glasoberfläche ca. 103° 100-110°
Kupferplatte ca.74 °  
Polyethylen ca. 95° ca. 95°
Paraffine ca. 103° ca. 105°
Glas (entfettet) ca. 35°
Wie man erkennen kann, stimmen die Ergebnisse, bis auf Glas, gut mit den Literaturwerten überein. Ursache für die Abweichung beim Glas könnte Schmutz auf der Glasoberfläche sein.

Anfang5 Ergänzende Sachinformationen 4 Tipps und Anmerkungen

  • Zur genauen Bestimmung des Berührungswinkels sollte eine Kamera Verwendung finden. Mit Hilfe eines Computers kann dann der Winkel relativ gut bestimmt werden.
  • Durch Färben des Wassertropfens mit dem Farbstoff Methylenblau können die Konturen des Wassertropfens verschärft und somit die Beobachtung erleichtert werden. Dies ist besonders für die Bestimmung des Berührungswinkels mit Hilfe der Kamera nützlich.
  • Nach "Einbrennen" des Siliconöls auf Glas, kann das Siliconöl mit einem Papiertuch abgerieben werden, so dass die Beschichtung nahezu nicht mehr sichtbar ist. Dennoch läßt sich der Effekt beobachten.
    Zum Einbrennen wird das siliconisierte Glas gründlich gereinigt und ca. 15 bis 20 Minuten auf über 100 °C trocken erhitzt.
  • Der Versuch ist qualitativ (ohne Kamera) einfach und schnell durchzuführen. Der Versuch ist daher gut geeignet, die hydrophobierenden Eigenschaften von Siliconen und insbesondere von Siliconölen zu demonstrieren. Die qualitative Bestimmung des Berührungswinkels mit der Kamera ist relativ zeitaufwändig und bringt keine wesentlich neuen Aspekte, da das Ergebnis auch qualitativ richtig zu interpretieren ist.
  • Durch den Vergleich der Molekülstrukturen von Siliconöl, Glycerin und Paraffin können die unterschiedlichen Stoffeigenschaften sehr gut gedeutet werden. Dadurch wird insbesondere die sehr wichtige Relation zwischen Teilchenstruktur und Stoffeigenschaft in den Unterricht miteinbezogen.
  • Im Chemieunterricht der Sekundarstufe I könnte der Versuch z.B. bei Erarbeitung der Begriffe hydrophob und hydrophil eingesetzt werden. Ein Einsatz innerhalb des projektorientierten Themas wäre ebenfalls möglich.
  • In der Sekundarstufe II können die Schüler ihre bereits erworbenen Kenntnisse über Teilchenstruktur und Stoffeigenschaften (Hydrophobie von Alkanen) zur Interpretation des Ergebnisses heranziehen und vertiefen. Gerade in der Baustoffindustrie ist die hydrophobierende Eigenschaft von Siliconöl, z.B. zum Schutz von Baudenkmälern sehr wichtig (vgl. "Silicone für den Bau").
  • Da der Versuch einfach und ungefährlich ist, eignet er sich gut als Schülerversuch. Um Zeit zu sparen, wäre es dabei sinnvoll, die Schüler in Gruppen einzuteilen und jede Gruppe eine verschiedene Oberfläche untersuchen zu lassen

AnfangEnde 5 Ergänzende Sachinformationen

Die organischen Methylgruppen in den Siliconen bewirken einen stark hydrophoben (wasserabstoßenden) Effekt, da die Wechselwirkungen zwischen den Methylgruppen und den Wassermolekülen äußerst gering sind.
Ein Maß für die hydrophoben Eigenschaften eines Materials ist die Benetzungstendenz, d.h. die Fähigkeit von Flüssigkeiten (hier Wasser), mit Festkörpern eine Grenzfläche auszubilden.
Die Benetzungstendenz lässt sich aus der Bestimmung des Berührungswinkels θ, den das Wasser mit der festen Oberfläche bildet, ableiten. Je größer der Berührungswinkel ist, desto kleiner sind die Wechselwirkungen zwischen dem Festkörper und dem Wasser.
Berührungslwinkel  eines Wassertropfens auf
einer (hydrophoben) Oberfläche
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