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1. Experiment ist im WACKER-Schulversuchskoffer enthalten |
ja |
2. Versuchsvorschrift wurde modifiziert |
nein |
3. Eigene Versuchsvorschrift wurde entwickelt |
nein |
4. Video-Clip verfügbar |
nein |
5. Flash-Animation verfügbar |
nein |
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Siliconbeschichtetes Papier
1
Materialien, Chemikalien, Zeitbedarf
- Holzbrett
- Papier
- Glasstab
- Trockenschrank oder Heizplatte
- Tesafilm (oder ein anderer Klebestreifen)
- 100 ml Becherglas
(vgl. zu den Abkürzungen Teil 5 Ergänzende
Sachinformationen und die Literaturangabe am Ende
dieses Versuchs).
Für die Herstellung der DEHESIVE®-Mischung
und das Beschichten des Papiers sollte mit einem Zeitbedarf von ca. 45
Minuten gerechnet werden. Die Vernetzungszeit ist abhängig von der
Temperatur und der Schichtdicke. Sie sollte aber für die Versuchstemperaturen
maximal eine halbe Stunde betragen. Insgesamt ist der Versuch also in
einer Doppelstunde durchzuführen.
2
Versuchsdurchführung und -beobachtung
Zu 50 g DEHESIVE® (klare Flüssigkeit)
gibt man 1,3 g Vernetzer V24 (klare Flüssigkeit) und verrührt
beide Flüssigkeiten mit einem Glasstab. Anschließend gibt man
0,5 g des Katalysators OL (gelbliche Flüssigkeit) hinzu und verrührt
erneut kräftig. Die Beschichtung von Papieren erfolgt auf folgende
Art und Weise: |
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- Papier mithilfe von Klebestreifen auf einem Holzbrett oder einem anderen
abwaschbaren, glatten und festen Untergrund fixieren.
- An einem Ende des Blattes einen Streifen des Reaktionsgemischs auftragen.
- Mit Hilfe eines Glasstabs wird das Gemisch über das Papier gestrichen.
Dabei wird der Glasstab fest auf das Papier gedrückt und nach unten
gezogen (siehe Foto rechts).
- Anschließend wird das beschichtete Papier bei ca. 130°C
in den Trockenschrank gelegt und die Zeit bis zum Ende der Vernetzung
gemessen. Das Ende der Vernetzung erkennt man daran, dass das Blatt
nicht mehr klebrig ist. In weiteren Versuchen wird die Vernetzungszeit
bei 50°C und 100°C bestimmt.
- Zum Schluß wird die Haftfestigkeit von Tesafilm auf dem beschichteten
und dem unbeschichteten Papier getestet.
Bei der Herstellung des Reaktionsgemisches entsteht ein klare, gut fließende
Flüssigkeit (siehe rechts), die sich leicht auf dem zu beschichtenden
Papier verstreichen läßt.
Nach der Vernetzung im Trockenschrank ist ein klarer, glatter, lackähnlicher
Überzug auf dem Papier entstanden.
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DEHESIVE® Mischung |
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Beim Vergleich mit
der Haftfestigkeit von Klebestreifen auf beschichtetem und unbeschichtetem
Papier lässt sich folgendes feststellen:
Beim Entfernen des Klebestreifens vom unbehandelten Papier wird das
Papier beschädigt. Der Klebestreifen hat seine klebenden Eigenschaften
verloren und ist unbrauchbar geworden.
Dagegen läßt sich der Klebestreifen vom beschichteten Papier,
wie bei den aus dem Alltag bekannten Haftetiketten, leicht und ohne
Beschädigung abziehen und kann wiederverwendet werden (siehe
Fotos unten).
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Mit DEHESIVE® beschichtetes
Papier |
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Siliconisiertes (a) und unbeschichtetes (b) Papier
mit aufgebrachtem Klebestreifen |
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Siliconisiertes (a) und unbeschichtetes (b) Papier
nach dem Entfernen des Klebestreifens |
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Bei der Untersuchung der Temperaturabhängigkeit
der Vernetzungsgeschwindigkeit beobachtet man, dass die Vernetzungszeit
stark von der Schichtdicke abhängt und mit steigender Temperatur
abnimmt. In mehreren Referenzversuchen wurden, abhängig von der Schichtdicke
des Siliconkautschuks und der Temperatur folgende durchschnittliche Vernetzungszeiten
gemessen (vgl. Tab. 1). |
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Temperatur
in °C |
Vernetzungszeit
in Minuten |
130 |
ca. 1 |
100 |
ca. 3 |
50 |
ca. 20 |
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Tab. 1: Vernetzungszeiten bei unterschiedlichen
Temperaturen |
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3
Versuchsauswertung
Der verwendete DEHESIVE® 920 Siliconkautschuk
besteht aus Polydimethylsiloxan-Molekülen mit vernetzungsfähigen
Vinylgruppen. Diese bilden durch eine Additionsvernetzung (vgl. Teil
5 Ergänzende Sachinformationen) eine fest haftende Silicongummischicht
aus DEHESIVE® 920 auf dem behandelten Papier. Die
Methylgruppen der Silicon-Moleküle richten sich dabei so aus, dass
sie von der Oberfläche wegweisen. Zwischen dem Klebestreifen und
der siliconisierten Papieroberfläche ist die Adhäsion relativ
schwach, weil es nur zu relativ schwachen zwischenmolekularen Bindungskräften
zwischen den ausgerichteten Silicon-Molekülen vom Papier und den
Molekülen des Klebers kommt. Der Klebestreifen lässt sich leicht
und unverbraucht von der Oberfläche abziehen.
Dagegen treten an der unbehandelten Papieroberfläche starke Wechselwirkungen
zwischen den Cellulose-Molekülen des Papiers und den Molekülen
des Klebstoffs auf. Der Klebestreifen wird beim Abziehen unbrauchbar und
das Papier zerstört.
Durch Temperaturerhöhung wird die Reaktionsgeschwindigkeit bei der
Additionsvernetzung erhöht. Die Vernetzungszeit nimmt daher bei steigender
Temperatur ab. |
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4
Tipps und Anmerkungen
- Es empfiehlt sich, das Gemisch in einem Becherglas
abzuwiegen und anzusetzen, da der Katalysator und Vernetzer zähflüssig
sind und somit die abgewogene Menge nicht der tatsächlich zugegebenen
Menge entspricht.
- Vor dem Erhitzen muss das Papier vom Holzuntergrund
entfernt werden, da sonst wesentlich längere Vernetzungszeiten
gemessen werden. Dies liegt daran, dass sich der Untergrund nicht so
schnell erwärmt wie das Papier und somit als Kühlung wirkt.
- Die Vernetzungszeit ist abhängig von der Schichtdicke.
Es ist also darauf zu achten, vergleichbare Schichtdicken auf dem Papier
herzustellen. Die Temperaturabhängigkeit der Vernetzungsgeschwindigkeit
lässt sich auch bei unterschiedlicher Schichtdicke gut beobachten.
In diesem Fall sind die Vernetzungszeiten jedoch schlechter reproduzierbar.
- Wenn in der Schule kein Trockenschrank verfügbar
ist, kann man die Papiere auch mit normalen Heizplatten erhitzen. Die
Messergebnisse sind hier natürlich ungenauer, da die Temperatur
nicht so exakt einstellbar ist. Auch unterscheiden sich die Vernetzungszeiten
von denen im Trockenschrank. Trotzdem ist die Temperaturabhängigkeit
der Vernetzungszeit gut zu beobachten. Beim mehreren Referenzversuchen
wurden für 50°C und 100°C die in Tab. 2 angegebenen Vernetzungszeiten
gemessen.
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Temperatur in °C |
Vernetzungszeit in Minuten |
ca. 100 |
ca. 1 |
ca. 50 |
ca. 15 |
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Tab. 2: Vernetzungszeiten auf der
elektrischen Heizplatte |
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5
Ergänzende Sachinformationen
DEHESIVE® Silicontrennpapiere werden
vielfach eingesetzt, um den Kleber auf einem Sticker abzudecken und zu
konservieren, damit der "Sticker nachher dort klebt, wo er soll".
Im beschriebenen Versuch, wie auch in der Praxis, werden heute zur Beschichtung
sowohl lösungsmittelhaltige als auch lösungsmittelfreie additions-
oder kondensationsvernetzende Polydimethylsiloxane (Siliconkautschuk)
verwendet. Diese vernetzen innerhalb kürzester Zeit im Temperaturbereich
von ca. 100-200°C. Allgemein ist ein so hergestelltes Trennpapier
nach dem folgenden Schema aufgebaut: |
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Abb. 1: Aufbau eines Haftetiketts
mit Siliconbeschichtung (Quelle: Lit.
[11], S. 40) |
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Die Einsatzbereiche der beschichteten Silicontrennpapiere
stellen sich wie folgt dar: |
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Abb. 2: Verwendung von Silicontrennpapieren
(Quelle: Lit. [11], S. 40) |
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Um eine sehr flexible und individuelle Einstellung
für verschiedene Beschichtungen zu ermöglichen, wird die im
Versuch verwendete DEHESIVE®- Siliconbeschichtung wie in
der Praxis üblich als 3- Komponentenmaterial verarbeitet.
Die Komponenten sind:
- Polymer (DEHESIVE®):
Lösungsmittelhaltige und lösemittelfreie Polydimethylsiloxane,
die an ihren Kettenenden vernetzungsfähige Hydroxyl- oder Vinylgruppen
tragen.
- Vernetzer: Hydrogenpolysiloxane
mit einem hohen Gehalt an reaktiven Si-H Gruppen zur thermischen Härtung
additionsvernetzender Systeme. Die Art und Menge des Vernetzers beeinflusst
die Abriebfestigkeit und die Hafteigenschaften des Siliconfilms.
- Katalysator: Platinkomplexe
(0,1 %, 1000 ppm) für die thermische Vernetzung von Siliconen.
Die eingesetzte Katalysatormenge bestimmt die Produktionsgeschwindigkeit,
die Vernetzungstemperatur sowie die Topfzeit (= maximale Zeitspanne,
in der das Gemisch noch verarbeitet werden kann).
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Bei der eigentlichen Vernetzung laufen je nach
Reaktionstyp folgenden Reaktionen ab: |
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Abb. 3: Additionsvernetzung von
DEHESIVE® - Siliconkautschuk (Quelle:
Lit. [11], S. 41) |
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Abb. 4: Kondensationsreaktion von
DEHESIVE® - Siliconkautschuk (Quelle:
Lit. [11], S. 41) |
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Bei der Additionsvernetzung
werden die Wasserstoff-Atome aus den Si-H Gruppen an die Vinylgruppen des
Polymers addiert. Bei der Kondensationsvernetzung sind ebenfalls die aktiven
Si-H Gruppen aus dem Vernetzer beteiligt, hier wird jedoch H2 abgespalten. In beiden Fällen werden die Silicon-Makromoleküle
zu einem Netzwerk miteinander verknüpft. Das erhaltene Material haftet
gut an Oberflächen aus Cellulose oder Glas, wobei die polaren Molekülteile
des Silicons Wechselwirkungen (Dipol-Dipol Wechselwirkungen und Wasserstoffbrückenbindungen)
mit dem Substrat ausbilden. Die Methyl-Gruppen der Silicon-Moleküle
sind nach außen ausgerichtet (vgl. dazu auch Versuch "Hydrophobe
Eigenschaften von Siliconölen").
Dadurch verhält sich das mit Silicon beschichtete Papier gegenüber
den gängigen Klebstoffen abhäsiv, d.h. der Klebstoff klebt an
der Schicht nicht oder nur ganz schwach. Der Grund für dieses Verhalten
sind die schwachen Wechselwirkungskräfte (Van der Waals Kräfte)
zwischen den Molekülen des Klebstoffs und den Methyl-Gruppen des Silicons.
Die ungewöhnlich schwachen zwischenmolekularen Bindungskräfte
zeigen sich auch im Vergleich der Oberflächenspannung (Oberflächenenergie)
der Silicone mit anderen organischen Polymeren, welche durchwegs höhere
Oberflächenenergien besitzen (Tab 3). |
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Polymertyp |
Oberflächenspannung
in [mNm-1] |
Polydimethylsiloxan |
21-22 |
Polyphenylmethylsiloxan |
26 |
Polyvinylchlorid |
40 |
Polyethylen |
30 |
Stärke |
40 |
Wolle |
45 |
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Tab. 3: Oberflächenspannung
verschiedener Polymere (Quelle: Lit. [2],
S. 59) |
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6
Literatur |
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W. Held et al., Begreifen
und verstehen - Schulversuche mit WACKER-Produkten (Begleitheft zum WACKER-Schulversuchskoffer), Wacker Chemie AG,
München, 2007, S. 40-42 |
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