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1. Experiment ist im WACKER-Schulversuchskoffer enthalten |
nein |
2. Versuchsvorschrift wurde modifiziert |
/ |
3. Eigene Versuchsvorschrift wurde entwickelt |
ja |
4. Video-Clip verfügbar |
nein |
5. Flash-Animation verfügbar |
nein |
6. Weitere Materialien: "Ozon" auf der Didaktik-Homepage |
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Einfluss von Ozon auf Silicongummi im Vergleich
zu anderen Gummiarten |
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Materialien, Chemikalien, Zeitbedarf |
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- Ozon-Apparatur mit UV-Lampe, z.B. von der Fa. Hedinger, Stuttgart
- Aluminiumfolie
- Glasrohr
- Glasstab
- 2 Stopfen
- Waschflasche
- Federwaage
- Quetsche
- Mikroskop
- Tesafilm
- Teppichmesser
- verschiedene Gummiproben (Fahrradschlauch, Gummischlauch, Naturlatex)
- verschiedene Silicongummiproben aus dem WACKER-Schulversuchskoffer,
z.B. HTV
- Sauerstoff, O
- konz. Schwefelsäure, C
Für den Aufbau der Versuchsapparatur sollte eine Zeitdauer von ca.
10 Minuten eingeplant werden. Die Versuchszeit für die einzelnen
Proben mit mikroskopischer Untersuchung beträgt ungefähr 20
Minuten. |
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2
Versuchsdurchführung und -beobachtung |
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Zuerst wird die Versuchsvorrichtung aufgebaut (vgl. Abbildung). |
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Da
mit Ozon gearbeitet wird, ist der Versuch unter dem Abzug durchzuführen.
Der Ozon-Reaktor wird mit Aluminiumfolie abgedeckt (Schutz vor UV-Strahlung;
vgl. Foto weiter unten).
Verschiedene Gummiproben werden in Form eines länglichen Rechtecks
mit möglichst einheitlicher Dicke und einer Breite von ca. 0,5 cm
zurecht geschnitten.
Die zu untersuchende Gummiprobe wird in Längsrichtung mit hinreichender
Einspannlänge in die Klemmvorrichtung (siehe Foto) gespannt und die
Dehnung bei einer Kraft von 10 N gemessen.
Danach befestigt man den Prüfkörper mit Hilfe von Tesa-Streifen
bei derselben Dehnung, also einer Kraft von 10 N, an den Glasstab und
legt diesen mit dem Prüfkörper nach oben in das Glasrohr (vgl.
Abb. oben).
Das Ozon wird erzeugt, indem man zunächst die ganze Apparatur mit
getrockneten Sauerstoff (vgl. Abb. oben) ca. 2 Minuten lang spült,
dann die UV-Lampe einschaltet und mit niedriger Strömungsgeschwindigkeit
(ca. 1 Blase pro Sekunde) das im UV-Reaktor erzeugte Gemisch aus Sauerstoff
und Ozon über die Gummiprobe im Glasrohr leitet. Die Ozonbehandlung
der Gummiprobe dauert 15 Minuten. Anschließend untersucht man die
Probe auf makroskopische, mikroskopische und mechanische Veränderungen.
Es ist wichtig, bei allen Proben die gleichen Bedingungen bei der Behandlung
mit Ozon einzuhalten, um ihre Ozonbeständigkeit vergleichen zu können. |
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Bei mehreren Referenzversuchen mit einer
Dehnung von 10 N wurden folgende reproduzierbare Versuchsbeobachtungen gemacht:
Fahrradschlauch:
(Kraft = 10 N, Breite = ca. 0,5 cm)
Bereits während des Überleitens von Ozon bilden sich zuerst
senkrecht zur Richtung der wirkenden Kraft kleine Risse in der Oberfläche
der Gummiprobe, die sich allmählich vergrößern, bis der
Gummi nach ca. 10 Minuten ganz reißt.
Bei der Überprüfung der mechanischen Eigenschaften stellt man
fest, dass die Reißfestigkeit und Elastizität der Probe sehr
stark abgenommen hat.
Unter dem Mikroskop sind nach der Behandlung mit Ozon kleine schwarze
Adern zu erkennen (vgl. Fotos 1 und 2). |
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Gummischlauch:
(Kraft = 10 N, Breite = ca. 0,5 cm)
Wie beim Fahrradschlauch kann auch bei einem roten Gummischlauch (Laborschlauch)
beobachtet werden, wie sich anfangs kleine Risse bilden, die sich vergrößern,
bis die Probe schließlich nach ca. 7 Minuten reißt.
Auch hier ist eine starke Abnahme der mechanischen Eigenschaften (Reißfestigkeit
und Elastizität) zu beobachten.
Nach der Behandlung mit Ozon sind unter dem Mikroskop rote Adern zu erkennen.
(vgl. Fotos 3 und 4). |
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Naturgummi
(Latex): (Kraft = 1 N, Breite = 0,5 cm)
Die Naturgummiprobe wurde nur mit einer Kraft von 1 N gedehnt, da sonst
die Probe zu lang wird.
Bei der Behandlung mit Ozon wird die Probe weiß bzw. die Transparenz
lässt nach. Am Rand der Probe bilden sich Fransen, in der Mitte der
Probe entstehen kleine Löcher und Risse (vgl. Foto 5). Nach 10 bis
15 Minuten reißt die Probe an einer Stelle durch.
Dort wo die Probe nicht mehr transparent ist, ist sie auch nicht mehr so
elastisch und reißt schneller.
Mikroskopisch sind nach der Behandlung mit Ozon viele kleine schwarze Punkte
zu erkennen, die vorher noch nicht vorhanden waren (vgl. Fotos 6 und 7). |
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Silicon
HTV(b): (Kraft = 10 N, Breite = 0,5 cm)
Bei der Behandlung der Siliconprobe HTV(b) aus dem WACKER-Schulversuchskoffer
mit Ozon konnten weder makroskopische (vgl. Foto 8) noch mikroskopische
oder mechanische Veränderungen beobachtet werden. |
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Leider konnten mithilfe des verwendeten
Auflichtmikroskops keine Mikroskopaufnahmen der Probe gefertigt werden,
da kein scharfes Bild zu erzielen war. Für ein Durchlichtmikroskop
ist die Probe zu dick.
Silicon
HTV(s): (Kraft = 10 N, Breite = 0,5 cm)
Auch hier können keine makroskopischen, mikroskopischen (vgl. Fotos
9 und 10) oder mechanischen Veränderungen beobachtet werden. |
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Das unterschiedliche Aussehen der beiden
Mikroskopaufnahmen ist auf die unterschiedlichen Lichtintensitäten
bei den Aufnahmen zurückzuführen. Die gut erkennbaren parallelen
Furchen sind beim Schneiden mit dem Teppichmesser entstanden und nicht bei
der Behandlung mit Ozon.
Silicon
HTV(w): (Kraft = 10 N, Breite = 0,5 cm)
Makroskopisch und mechanisch können keine Unterschiede vor und nach
der Ozonisierung festgestellt werden.
Die geringen Unterschiede in den Mikroskopaufnahmen (vgl. Fotos 11 und
12) können wie beim Silicon HTV(s) durch Unterschiede in der Lichtintensität
bei den Aufnahmen und mit den durch das Schneiden entstandenen unterschiedlichen
Strukturen erklärt werden. Sie sind jedoch nicht auf die Behandlung
mit Ozon zurückzuführen. |
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3
Versuchsauswertung |
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Aufgrund der oben dargestellten Beobachtungen lässt sich feststellen,
dass "Silicongummi" (genauer: die untersuchten Silicongummiarten
aus dem WACKER-Schulversuchskoffer) unter den Versuchsbedingungen nicht
von Ozon angegriffen werden.
Dagegen wird "normaler Gummi", wie er im Gummischlauch (Laborschlauch),
Fahrradschlauch oder Latex vorkommt, stark von Ozon angegriffen und zerstört.
Es ergibt sich also für die untersuchten Gummiproben folgende Ozonbeständigkeit:
Dass die "normalen Gummiarten" wesentlich stärker angegriffen
werden als die Silicone ist darauf zurückzuführen, dass sie
aus Polymeren aufgebaut sind, die Kohlenstoff-Kohlenstoff Bindungen (C=C
Bindungen) enthalten. Diese reagieren mit Ozon (vgl. weiter unten).
Die Polymermoleküle der Silicone verfügen im allgemeinen über
keine Kohlenstoff-Kohlenstoff Doppelbindungen und können daher von
Ozon nicht angegriffen werden. Ein Gehalt von 2 % Ozon in der Atmosphäre
verursacht beispielsweise bei 40 °C auch nach 70 Stunden bei Silicongummi
noch keinerlei Änderungen der Eigenschaften. Silicongummi ist bei
natürlicher Alterung praktisch völlig beständig gegenüber
Sauerstoff- und Ozoneinwirkung.
In der Versuchsapparatur wurden die Proben viel höheren Ozonkonzentrationen
ausgesetzt als es unter natürlichen Bedingungen der Fall ist (vgl.
zum Ozongehalt der Luft 5 Ergänzende Sachinformationen).
Trotz seiner geringen Konzentration an der Erdoberfläche spielt das
Ozon bei der atmosphärischen Alterung von Kunststoffen und Elastomeren
dennoch eine wichtig Rolle. Bei der Alterung kann zwischen zwei wichtigen
Reaktionen des Ozon unterschieden werden.
Bei den gesättigten Polymeren wirkt Ozon als Oxidationsinitiator.
Die bei der Startreaktion
entstehenden Radikale reagieren dann in Folgereaktionen ab. |
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Eine weit wichtigere Rolle spielt das Ozon beim
Abbau von Polymeren mit C=C Doppelbindungen, wie sie beispielsweise
im herkömmlichen Gummi enthalten sind. Gummi ist mit Schwefel
vulkanisierter Naturkautschuk (cis-1,4-Polyisopren; vgl. Formel). |
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Bei
der Reaktion von Ozon mit ungesättigten Verbindungen werden die Moleküle
an jenen Stellen gespalten, an denen C=C Doppelbindungen vorhanden sind.
Man bezeichnet diese Reaktion daher als Ozonolyse. Alkene werden bei der Ozonolyse oxidativ zu Carbonylverbindungen abgebaut,
deren Moleküle die Bruchstücke des Moleküls des eingesetzten
Alkens enthalten.
Der Mechanismus der Ozonolyse verläuft über eine elektrophile
Addition des Ozons an die Doppelbindung. Diese Umwandlung liefert das Primärozonid.
Das Primärozonid ist instabil und fragmentiert in eine Carbonylverbindung
und ein Carbonyloxid. Hieran schließen sich dann weitere Reaktion
an. |
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Im Falle der ungesättigten Polymere wie z.B. Naturgummi
(cis-1,4-Polyisopren) werden durch Ozonolyse die Polymerketten zerstört,
was zur Veränderung der Stoffeigenschaften führt. Das Ausmaß
der Wirkung von Ozon auf ungesättigte Polymere, besonders auf Naturgummi,
ist davon abhängig, ob diese Stoffe gleichzeitig auch mechanisch beansprucht
werden. Ohne mechanische Beanspruchung (wechselweise Dehnung und Entspannung
eines Gummistücks) bildet sich auf der Oberfläche des Gummis eine
ozonisierte Schicht, die gewissermaßen als Schutzschicht wirkt und
das weitere Eindringen von Ozon in die Masse hemmt.
Bei
mechanischer Beanspruchung (z.B. Dehnung) entstehen auf dem Gummi hingegen
die typischen Ozonrisse, wobei die Risse immer senkrecht zur Richtung
der wirkenden Kraft orientiert sind.
Eine mögliche Erklärung für die beschleunigende Wirkung
mechanischer Belastungen auf den Abbau von Elastomeren durch Ozon ist,
dass durch die Verformung die Kontinuität der ozonisierten Oberflächenschicht
mechanisch zerstört wird. Die dadurch frei werdende neue Oberfläche
ermöglicht weitere Reaktionen zwischen Ozon und Elastomer.
Die Rissbildung ist eine ernsthafte Schädigung, denn wenn diese Risse
während der Abbauvorgänge wachsen, kann das betreffende Erzeugnis
vollständig zerstört werden. Die Ozonrissbildung ist einerseits
abhängig von der Zusammensetzung des Kautschuks oder Gummis, andererseits
von der mechanischen Belastung, der Ozonkonzentration und der Temperatur.
Die durch die Ozonisierung hervorgerufenen Veränderungen der Polymerkette
des Elastomers äußern sich in einer Abnahme der Zugfestigkeit,
Dehnbarkeit und Strukturfestigkeit. Weiterhin verringern die bei der Oxidation
entstehenden sauerstoffhaltigen funktionellen Gruppen die Beweglichkeit
der Polymerketten und verschlechtern so die dynamischen Eigenschaften
des Materials. |
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4
Tipps und Anmerkungen |
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- Da die auf den Probenkörper wirkende Zugspannung von der Breite
und Dicke des Probenkörpers abhängt, ist kein quantitativer
Vergleich möglich. Die Proben können mit einfachen Werkzeugen
(Teppichmesser) nicht einheitlich geschnitten werden.
- Die Dauer bis zum Zerreißen der Probe ist schwankend, da sie
von der Zugspannung, der Ozonkonzentration, der Temperatur und der Vernetzung
des Gummis abhängig ist.
- Bis auf die Temperatur und die etwaige Zugspannung konnten diese Messgrößen
nicht konstant gehalten werden. Jedoch hat dies, wie die Beobachtungen
zeigen, keinen Einfluss auf das qualitative Ergebnis. Bei zu geringer
Zugspannung verhalten sich die Proben inert.
- Da bei den Siliconproben bei 10 N keine Veränderungen beobachtbar
waren, wurde für diese Proben der Versuch mit größtmöglicher
Handdehnung wiederholt. Es ergaben sich hierbei jedoch auch keine beobachtbaren
Veränderungen. Zusätzlich wurden die Silicone für mehr
als einen Tag in eine Ozonatmosphäre (Verschließen des Rohres
mit Tesafilm) eingebracht, wobei sich ebenfalls keine Veränderungen
ergaben.
- Der Versuch besitzt einen relativ hohen Alltagsbezug, da die Ozonbeständigkeit
Auswirkungen auf die realen Einsatzmöglichkeiten der verwendeten
Elastomere hat und daher auch in der Industrie regelmäßig
untersucht wird.
- Durch den Versuch kann den Schülern eine wichtige Eigenschaft,
die sehr unterschiedliche Ozonbeständigkeit, von Silicongummi und
anderen (natürlichen und synthetischen) Elastomeren näher
gebracht werden.
- Dieser Unterschied in der Stoffebene lässt sich auf der Teilchenebene
sehr einleuchtend mit dem strukturellen Merkmal "C=C Doppelbindung"
begründen, auch wenn der Mechanismus der Ozonolyse nicht thematisiert
wird. Es ist ausreichend, wenn im Schulunterricht auf die Bruttoreaktion
der Ozonolyse eingegangen wird.
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5
Ergänzende Sachinformationen |
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Ozon O3 entsteht in der Ozonsphäre etwa 20 bis 60 km
über der Erdoberfläche durch die folgende photochemisch angetriebene
Reaktion des Sauerstoffs bei Wellenlängen von l < 242 nm.
Dabei ist M ein zur Aufnahme frei werdender Energie notwendige Stoßpartner,
der z.B. ein Stickstoff- oder Sauerstoffmolekül sein kann.
Der Ozonbildung wirkt insbesondere die photolytische Spaltung gemäß
bei größeren Wellenlängen entgegen, so dass ein photostationäres
Gleichgewicht zwischen Sauerstoff und Ozon in der Ozonsphäre entsteht.
Durch die ständig vorhandenen turbulenten Strömungen wird etwas
Ozon mit den Luftströmen auch bis zur Erdoberfläche transportiert.
Ein Teil des Ozons in den tieferen Schichten der Atmosphäre entsteht
auch durch elektrische Entladungen (Gewitter) und bodennahes Ozon bildet
sich im Photosmog, wenn starke Lichteinwirkung der Sonne auf atmosphärische
Verunreinigungen (Autoabgase) herrscht.
Dennoch ist die durchschnittliche Konzentration des Ozons an der Erdoberfläche
sehr gering. Sie liegt zwischen 0,02 ppm und 0,05 ppm je nach Jahreszeit,
geographischer Lage des Messortes und meteorologischen Bedingungen.
Weitere Informationen zum Thema Ozon sind unter "http://www.chemiedidaktik.uni-wuppertal.de/" > Unterrichtsmaterial > Ozon zu finden. |
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6 Literatur |
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- M. Tausch, M. von Wachtendonk (Hrsg.), CHEMIE S II, STOFF-FORMEL-UMWELT,
C.C. Buchner, Bamberg (1993), (1998), S. 226 f., S. 384 f
- M. Tausch, M. von Wachtendonk (Hrsg.), STOFF-CHEMIE S I, FORMEL-UMWELT,
C.C. Buchner, Bamberg (1996), (1997), S. 58 f
- M. Tausch, M. von Wachtendonk (Hrsg.), CHEMIE 2000+, C.C. Buchner,
Bamberg (2001), S. 78 f
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