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Brennbarkeit von Siliconen im Vergleich zu anderen
Kunststoffen |
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1
Materialien, Chemikalien, Zeitbedarf |
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- Bunsenbrenner
- Tiegelzange
- Reagenzgläser
- pH-Papier
- verschiedene Kunststoffproben, z.B. Polyvinylchlorid (PVC), Polyethylen
(PE), Polypropylen (PP), Polyethylenterephthalat (PET) und Polystyrol
(PS)
- verschiedene Silicone aus dem WACKER-Schulversuchskoffer: HTV(s), HTV(b), HTV(w), ELASTOSIL® M 4601, ELASTOSIL® M 4400, ELASTOSIL® E 43, ELASTOSIL® N 199
Zur Untersuchung der verschiedenen Kunststoffe sollte
ein Zeitbedarf von 5 bis 7 Minuten je Probe einkalkuliert werden. |
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2
Versuchsdurchführung und -beobachtung |
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Alle Versuche sollten nach Möglichkeit im Abzug durchgeführt
werden. PVC darf nur im Abzug verbrannt werden!
a) Ein Teil der Kunststoffprobe wird mit einer Tiegelzange für kurze
Zeit in die Randzone einer heißen Brennerflamme gehalten. Anschließend
wird beobachtet, ob der Kunststoff weiter brennt, welche Farbe die Flamme
hat, ob sich Ruß oder Schwaden bilden, ob die Flamme knistert und
ob das Material schmilzt.
b) Zur weiteren Untersuchung erhitzt man einen weiteren Teil der jeweiligen
Kunststoffprobe in einem Reagenzglas und prüft vorsichtig den Geruch.
Mit feuchtem Indikatorpapier stellt man fest, ob die in der Reaktion entstehenden
Zersetzungsprodukte sauer, alkalisch oder neutral reagieren.
c) Schließlich überprüft man, inwiefern sich der Kunststoff
thermoplastisch verhält. Dazu erwärmt man eine weitere Probe
des Kunststoffs mit einer Tiegelzange vorsichtig über kleiner Bunsenbrennerflamme
und versucht, die warme Probe zu verbiegen. |
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Diese
Vorgänge werden mit den verschiedenen Proben wiederholt.
Bei mehreren reproduzierbaren Referenzversuchen wurden
für die verschiedenen Kunststoffproben folgende Beobachtungen notiert: |
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3
Versuchsauswertung |
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Die unterschiedlichen Beobachtungen beim
Verbrennen der Kunststoffproben können mithilfe der elementaren Zusammensetzung
und des molekularen Aufbaus der verschiedenen Kunststoffe erklärt werden.
Wie bei den meisten organischen Verbindungen entstehen auch beim Verbrennen
von organischen Kunststoffen hauptsächlich Kohlendioxid und Wasser
als Produkte, wie man anhand der nachfolgenden Reaktionsgleichung für
die Verbrennung von Polyethylen erkennen kann: |
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Zusätzlich zu Kohlendioxid und Wasser können bei manchen
herkömmlichen Kunststoffen je nach Zusammensetzung auch weitere toxische
und nicht toxische Verbrennungsprodukte entstehen.
Als Beispiel sei hier Polyvinylchlorid genannt,
welches in letzter Zeit als umweltbelastender Kunststoff ins Gerede gekommen
ist, da es unter Freisetzen von Chlorwasserstoff und anderen giftigen
Chlorverbindungen verbrennt. (Hinweis: In
speziellen Verbrennungsanlagen kann PVC so verbrannt werden, dass die
Umwelt nicht belastet wird, weil die Chlorverbindungen aus den Verbrennungsgasen
entfernt werden, bevor diese in die Atmosphäre gelangen.) Im Versuch
wird der bei der Verbrennung von Polyvinylchlorid PVC gebildete Chlorwasserstoff
HCl mit feuchtem pH-Papier nachgewiesen, das sich rot färbt und damit
saure Reaktion anzeigt.
Die stark rußende Flamme bei der Verbrennung von Polystyrol ergibt
ist aus dem vergleichsweise hohen Kohlenstoff-Gehalt (je ein Benzolring
pro Monomer-Einheit).
Das folgende Reaktionsschema für die vollständige Verbrennung
eines Silicons zeigt, dass sich in diesem Fall auch Siliciumdioxid bildet: |
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Siliconöl + Sauerstoff |
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Siliciumdioxid + Kohlendioxid + Wasser |
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Die Beobachtungen bei der Verbrennung der
Silicone korrelieren sehr gut mit der oben angegebenen Reaktionsgleichung
für die Verbrennung von Siliconöl. Die entstandene weiße
Substanz ist pyrogenes Siliciumdioxid, das sich bei der Verbrennung bildet.
Der weiße Rauch ist ebenfalls fein verteiltes Siliciumdioxid. Bei
der Verbrennung oder starken Erhitzung von Siliconen entstehen keine basisch
oder sauer reagierenden Zersetzungsprodukte.
In den Versuchen kann festgestellt werden, dass sich Silicone viel schwerer
als organische Kunststoffe anzünden lassen, aber dann dennoch gut brennen.
Die Aktivierungsenergie ist also sehr hoch, bei der Verbrennung wird aber
auch viel Wärme frei. Dieses Verhalten kann mit den sehr stabilen Si-C
und Si-O Bindungen (daher hohe Aktivierungsenergie) und den hohen Bildungsenthalpien
von SiO2 und CO2 (daher viel Verbrennungswärme)
erklärt werden. Durch Zusätze zum Siliconkautschuk (TiO2,
Platin- oder Aluminiumverbindungen) entstehen besonders schwer brennbare
Materialien, die so eingestellt werden können, dass die Flamme nach
kurzer Zeit wieder verlischt.
Die Unterschiede im thermoplastischen Verhalten (vgl. die Spalte "Biegsamkeit" in der Tabelle mit den Versuchsergebnissen)
können mit der Struktur der untersuchten Kunststoffe erklärt werden.
Die untersuchten organischen Kunststoffe gehören alle zur Klasse der
Thermoplaste. Diese bestehen aus linearen oder verzweigten Makromolekülen
(siehe Abbildung unten), die untereinander mehr oder weniger starke intermolekulare
Wechselwirkungen ausüben. Beim Erwärmen können ganze Moleküle
oder Teile davon aneinander vorbei gleiten, weil die Bewegung der Teilchen
insgesamt zunimmt und weil es zwischen den Molekülen keine Vernetzung
durch chemische Bindungen gibt. Der Kunststoff wird dabei weicher und formbar.
Beim Erkalten bleibt er in dieser Form.
Im Gegensatz zu den untersuchten organischen Kunststoffen sind die untersuchten
Silicone Elastomere oder Duroplaste (vgl. Abbildungen unten). Da hier die
Makromoleküle über chemische Bindungen miteinander verknüpft
sind, verhalten sich diese Silicone nicht thermoplastisch. |
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4
Tipps und Anmerkungen |
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- Da sich die Silicone hinsichtlich der Beobachtungen nicht unterscheiden,
kann man sich bei der Untersuchung auf eine Siliconart beschränken.
- Für die Untersuchung der thermischen Belastbarkeit, das heißt
des Verhaltens von Kunststoffen beim Erwärmen, kann man auch eine
andere Versuchsanordnug wählen (vgl. dazu Versuch "Abbrennen
von flüssigen Siliconen").
- Der Versuch ist einfach durchzuführen und gut reproduzierbar.
Er eignet sich gut als Schülerversuch.
- Durch den Versuch lernen die Schüler verschiedene Kunststoffe
und ihre Eigenschaften beim Verbrennen kennen. Anhand der Beobachtungen
können die Schüler den Zusammenhang zwischen den Stoffeigenschaften
eines makromolekularen Materials, seiner elementaren Zusammensetzung
und seiner molekularen Struktur erkennen.
- Anhand dieses Versuchs kann auf Sicherheits- und Umweltaspekte bei
der Verwendung verschiedener Kunststoffe eingegangen werden.
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5 Literatur |
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- M. Tausch, M. von Wachtendonk (Hrsg.), CHEMIE S II, STOFF-FORMEL-UMWELT,
C.C. Buchner, Bamberg (1993), (1998), S. 337 - 352
- M. Tausch, M. von Wachtendonk (Hrsg.), STOFF-CHEMIE S I, FORMEL-UMWELT,
C.C. Buchner, Bamberg (1996), (1997), S. 228 - 233
- M. Tausch, M. von Wachtendonk (Hrsg.), CHEMIE 2000+, C.C. Buchner,
Bamberg (2001), S. 60 - 67
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