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Kaltvulkanisierende 2-Komponenten Siliconkautschuke |
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Materialien, Chemikalien, Zeitbedarf |
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- Waage
- 4 kleine Bechergläser (Es empfiehlt sich alte Gläser zu
verwenden, da die Reinigung der Gläser sehr schwierig ist und immer
eine dünne Siliconschicht zurück bleibt.)
- verschiedene Münzen als Modell (Es bieten sich auch andere Gegenstände
als Modelle an.)
- 5 Kaffeebecher aus Pappe mit flachem Boden
- Spachtel
- Glasstab
- Trockenschrank
- Schere
Die drei Chemikalien sind im WACKER-Schulversuchskoffer
enthalten.
Die Herstellungszeit der Kautschukmassen beträgt
jeweils ca. 15 Min. Die Vulkanisationszeiten schwanken je nach Temperatur
zwischen 5 Minuten (150 °C) und mehreren Stunden (23 °C). Der
Versuch erstreckt sich demnach über zwei Tage, wobei die eigentliche
Versuchsdauer ca. 1 Stunde beträgt. Die Zeit zur Erstellung einer
Reproduktion hängt vom verwendeten Reproduktionswerkstoff ab. |
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Versuchsdurchführung und -beobachtung |
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Zur Herstellung der Abformmasse ELASTOSIL® M 4601 werden
die Komponenten M 4601 A und M 4601 B im Mischungsverhältnis 9:1 (Gewichtsteile)
getrennt eingewogen und anschließend miteinander vermischt, bis eine
einheitliche, weinrote Färbung entstanden ist.
Für die Herstellung der Abformmasse ELASTOSIL® M 4400 wiegt man die
benötigte Menge ELASTOSIL® M 4400 (Referenzversuch 50,6 g) ab und setzt
unter Rühren 2 bis 3 Gewichtsprozent (Referenzversuch 1,3 g) Härter
T 37 zu. Dabei entsteht eine gelbe zähfliessende Masse. |
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Zur Abformung schneidet man die Kaffeebecher
so zurecht, dass nur der Boden mit einem ca. 2 cm hohen Rand übrig
bleibt. Dann legt man die Münze auf den Boden des Bechers und füllt
den Becher bis zum Rand mit der jeweiligen Abformmasse. Für jede Abformmasse
stellt man so zwei bzw. drei (ELASTOSIL® M 4400) Ansätze her. Einen
Ansatz lässt man bei ca. 100 °C im Trockenschrank, den anderen
bei Raumtemperatur aushärten. Den dritten Ansatz ELASTOSIL® M 4400 lässt
man bei 55 °C im Trockenschrank aushärten.
Zusätzlich werden die Massen der Ansätze vor und nach der Vulkanisation
bestimmt. Die Zeit bis zum vollständigen Aushärten der Masse (Vulkanisationszeit)
wird notiert. Nach Ablauf der Vulkanisation wird das Modell entformt und
der entstandene Silicongummiabdruck untersucht (Elastizität, Aussehen).
Mithilfe von Gips kann nun ein Positivabdruck des Modells erzeugt werden.
Man
kann beobachten, dass mit zunehmender Temperatur die Vulkanisationszeit
von ELASTOSIL® M 4601 (Additionsvernetzung) stark abnimmt.
Im Gegensatz dazu härtet ELASTOSIL® M 4400 (Kondensationsvernetzung)
bei 100 °C erst gar nicht aus. Die Vernetzung von ELASTOSIL® M 4400
bei 55 °C verläuft zwar schneller als bei Raumtemperatur, ist
jedoch nicht so stark temperaturabhängig wie bei ELASTOSIL® M 4601.
Weiterhin kann man feststellen, dass die Masse der ELASTOSIL® M 4400 Ansätze
etwas abnimmt, während die Masse bei der Additionsvernetzung gleich
bleibt.
Bei einem Referenzversuch wurden folgende Beobachtungen festgehalten: |
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ELASTOSIL® M 4601 |
ELASTOSIL® M 4400 |
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25 °C |
103 °C |
25 °C |
55 °C |
103 °C |
Vulkanisationszeit |
1 Tag
(ca.12 h) |
ca. 15 min. |
1 Tag
(9 - 12 h) |
ca. 1 h |
keine Aushärtung |
Masse vor der Vulkanisation |
20,1 g |
27,4 |
24,0 g |
27,2 g |
/ |
Masse nach der Vulkanisation |
20,1 g |
27,4 |
23,9 g |
27,1 g |
/ |
Masseabnahme |
0 % |
0 % |
0,42 % |
0,36 % |
/ |
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Bei
beiden Vernetzungsarten erhält man nach der Vulkanisation sehr genaue
blasenfreie Abbildungen der verwendeten Münzen. Die entstandenen Schablonen
zeigen beide elastisches Verhalten. Mit Gips erhält man sehr genaue
Duplikate der verwendeten Münzen. |
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3
Versuchsauswertung |
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Die beobachteten Ergebnisse lassen sich
sehr gut mit den Reaktionsschemata der beiden Vernetzungsreaktionen erklären
(siehe weiter unten).
Für RTV-2 Siliconkautschuke gibt es zwei mögliche Vulkanisationsarten,
die Kondensationsvernetzung und die Additionsvernetzung.
Bei der Kondensationsvernetzung reagiert a,w-Dihydroxypolydimethylsiloxan
reversibel mit Kieselsäureestern in Anwesenheit von Katalysatoren wie
Dibutylzinndilaureat oder Zinndiacetat unter Abspaltung von Essigsäure
nach folgendem Reaktionsschema: |
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Die
Additonsvernetzung beruht dagegen auf der Addition von Si-H an Doppelbindungen.
Dabei werden Salze und Komplexe des Platins (Palladiums oder Rhodiums) als
Katalysatoren verwendet. Bei Verwendung von Olefinkomplexen der Platinmetalle
läuft die Reaktion schon bei Zimmertemperatur ab. Bei Verwendung von
stickstoffhaltigen Platinkomplexen bedarf es höherer Reaktionstemperaturen. |
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Die
wichtigsten Unterschiede in den Reaktionsbedingungen der beiden Vernetzungsarten
ist in der folgenden Übersicht zusammengefasst. |
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Kondensationsvernetzung |
Additionsvernetzung |
Mischungsverhältnis
von Siliconkautschuk und Härter in Grenzen variabel |
Mischungsverhältnis
der beiden Kautschukkomponenten festgelegt |
Vernetzer und Katalysator
sind beide im Härter enthalten |
Vernetzer (H-Siloxan)
in Kautschukkomponente A, Katalysator in Kautschukkomponente B |
Vulkanisationsstörungen
nur durch Mangel an Wasser |
Vulkanisationsstörungen
durch verschiedene Substanzen (Schwefelverbindungen etc.) |
Geringer Temperatureinfluss
auf die Vulkanisationsgeschwindigkeit |
Starker Temperatureinfluss
auf die Reaktionsgeschwindigkeit |
Chemische Schrumpfung
durch Abspaltung von Alkohol bei der Vernetzung |
Praktisch schrumpffrei |
Depolymerisation durch
Spaltprodukte (Alkohol) schon ab 80 °C möglich |
Keine Reversion möglich |
Lange Verarbeitungzeit
und damit lange Vulkanisationszeit |
Bei langer Verarbeitungszeit
schnelle Aushärtung bei höheren Temperaturen möglich |
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(Diese Tabelle wurde nach Lit. [2], S.48 zusammengestellt) |
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Bei der Kondensationsreaktion entsteht Alkohol,
der verdampft. Daher schrumpft die Form bei der Vulkanisation und die Masse
verringert sich.
Bei der Kondensationsvernetzung handelt es sich um eine Gleichgewichtsreaktion.
Ab 80 °C liegt das Gleichgewicht auf der linken Seite und es kommt zu
einer Umkehrung der Vernetzungsreaktion. Das System bleibt klebrig und flüssig.
Bei der Additionsreaktion entsteht kein Kupplungsprodukt. Somit ist hier
auch keine Massenabnahme zu beobachten. Die Reaktion verläuft irreversibel.
Durch Temperaturerhöhung wird bei beiden Vernetzungstypen die Reaktions-
und damit die Vernetzungsgeschwindigkeit erhöht. Dabei hat eine Temperaturerhöhung
bei ELASTOSIL® M 4601 einen größeren Effekt auf die Reaktionsgeschwindigkeit
als bei ELASTOSIL® M 4400. Dies kann auf die unterschiedlichen Reaktionsmechanismen
zurückgeführt werden.
Die Elastizität der beiden Silicongummis kann mit den entstandenen
Querverbindung zwischen den Silicon-Makromolekülen erklärt werden. |
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4
Tipps und Anmerkungen |
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- Bei der Reproduktion mit Gips, kann bei neuen Formen eine Blasenbildung
am Gips durch Vorbehandlung mit Seife verhindert werden.
- Versuche mit dem Reproduktionswerkstoff Zinn verliefen erfolglos,
da sich ELASTOSIL® M 4400 bei der Schmelztemperatur des Zinns instabil
verhält und wieder klebrig wird. ELASTOSIL® M 4601 bleibt dagegen
stabil. Es konnten aber auch hier keine zufriedenstellenden Reproduktionen
erstellt werden, da diese immer wieder Luftblasen enthielten.
- Durch diesen Versuch kann das Prinzip der Vulkanisation bei der Herstellung
von Silicongummi demonstriert und zur Reproduktion von Gegenständen
genutzt werden. Ein Vergleich mit der Vulkanisation von Naturkautschuk
bietet sich an.
- Die Reaktionsgleichungen können zwar nicht direkt anhand der
Versuchsergebnisse von den Schülern aufgestellt werden. Wenn sie
aber durch die Lehrperson bekannt gegeben werden, sollte es möglich
sein, sie zu verstehen, da die Kondensations- und die Additonsreaktion
im Unterricht behandelt werden. Die an anderen Reaktionsbeispielen erworbenen
Kenntnisse über diese beiden Reaktionstypen können sinnvoll
am Beispiel der Darstellung von Siliconelastomeren angewendet werden.
- Der Versuch ist einfach und sicher durchführbar und eignet sich
daher gut als Schülerversuch. Es bietet sich an, den Versuch in
Gruppen durchzuführen wobei die eine Gruppe mit dem Reproduktionswerkstoff
ELASTOSIL® M 4400 und die andere Gruppe mit dem Reproduktionswerkstoff
ELASTOSIL® M 4601 arbeitet.
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Ergänzende Sachinformationen |
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Die elastischen Eigenschaften von Elastomeren
sind auf wenige Querverbindungen zwischen den Molekülketten zurückzuführen
(siehe Strukturschema im Kasten). Diese Querverbindungen werden durch
Vernetzungsreaktionen zwischen den Makromolekülen hergestellt.
Naturkautschuk (cis-1,4-Polyisopren) wird mit Schwefel bei 150 °C
vernetzt. Dabei entstehen Brücken aus mehreren Schwefelatomen,
die die Polyisopren-Moleküle miteinander vernetzen. Der Vorgang
der Vernetzung wird auch Vulkanisation genannt. |
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Bestimmte Siliconpolymere, so genannte Siliconkautschuke können
ebenfalls zu Elastomeren, so genannten Silicongummi, vernetzt werden.
Chemische Basis der Siliconkautschuke sind lineare Siliconöle
mit Hydroxy-, Vinyl- oder anderen reaktiven Gruppen. Im Kasten ist
ein Silicon-Molekül mit Vinyl-Gruppen dargestellt. Diese Polymere
lassen sich bei Raumtemperatur oder höheren Temperaturen auf
verschiedene Weise vernetzen, wobei mehr oder weniger weitmaschige
Strukturen mit ausgeprägtem elastischen Verhalten entstehen.
Im Versuch werden zweikomponentige Raumtemperaturvernetzende
Siliconkautschuke, so genannte RTV-2 Siliconkautschuke
verwendet.
Siliconkautschuke besitzen einige besondere Eigenschaften. Dazu
gehören in erster Linie:
- Elastisches Verhalten mit geringer Abhängigkeit von der
Temperatur
- Hohe Hitze- und Kältebeständigkeit
- Geringfügige Änderung der mechanischen Werte mit der
Temperatur
- Flammfestigkeit
- Elektrische Eigenschaften zur Isolierung
- Hohe Chemikalien- und Ölbeständigkeit
- Antiadhäsive Oberflächeneigenschaften, also hohe Trennwirkung
- Gasdurchlässigkeit
- Gute Dämpfungseigenschaften bei Schock- und Geräuschdämpfung
- Vielseitigkeit durch Variation der organischen Reste
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6 Literatur |
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A. Tomanek: Silicone & Technik, Ein
Kompendium für Praxis, Lehre und Selbststudium, Hanser, München,
Wien (1990) |
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