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Viskoelastizität |
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Materialien, Chemikalien, Zeitbedarf |
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- Hammer
- Hüpfender Kitt 40 aus dem WACKER-Schulversuchskoffer
Die Dauer des Versuchs hängt davon ab, welche
Vorgänge man mit dem "Hüpfenden Kitt" durchführen
möchte. Sie kann von wenigen Sekunden (Hammerschlag, Werfen der Kitt-Kugel
gegen den Boden oder gegen die Wand) bis zu 30 Minuten (Zerfließen
des Kitts) betragen. |
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2
Versuchsdurchführung und -beobachtung |
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Zuerst wird der Kitt zu einem Ball geformt.
Drückt man langsam mit dem Hammer auf den Ball, so verformt er
sich zu einer Scheibe. Bei einem schnellen Schlag mit dem Hammer auf
den Ball springt der Hammer jedoch ähnlich wie bei dem Schlag
auf einen harten Gummiball zurück, der Kitt verändert dabei
seine Form nicht. |
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Lässt man den Ball aus Kitt einfach auf der
flachen Tischplatte liegen, so zerfließt er innerhalb 30 Minuten
zu einer Scheibe. Wirft man den Ball aus Kitt auf den Boden oder gegen
eine Wand, so springt er zurück wie ein Ball aus Gummi. |
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Reißt man an den Enden des zu einem
Stab geformten Kitts ganz schnell in entgegengesetzte Richtungen, so reißt
das Material durch. Versucht man jedoch, den Kitt langsam zu teilen, bildet
sich ein langer zäher Faden, ähnlich wie bei normaler Knete. Nach
Kontakt verschmelzen die Hälften wieder miteinander.
Aus welcher Form auch immer kann der Kitt durch langsames Kneten in eine
beliebige andere Form überführt werden. Beim Kneten des Kitts
stellt man fest, dass mit größerer Krafteinwirkung der Widerstand
des Materials gegen Deformation (Verformung) höher wird.
Die genannten Eigenschaften des Hüpfender Kitts können durch Anklicken
eines der beiden Videos aus dem Kopfblock zu diesem
Versuch angeschaut werden. |
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3
Versuchsauswertung |
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Der "Hüpfende Kitt" ist aus
einem so genannten viskoelastischen Material. Es verhält sich in einigen
Fällen (bei langsamer Krafteinwirkung) wie eine hochviskose Flüssigkeit,
in anderen (bei rascher Krafteinwirkung) wie ein elastischer Feststoff.
Die Viskoelastizität beruht ist in diesem Fall auf zwischenmolekulare
Kräfte im Material.
Beim untersuchten "Hüpfenden Kitt" handelt es sich um ein
Silicon, bei dem ca. 0,5 Mol% der Silicium-Atome in der Siloxankette durch
Boratome ausgetauscht sind. Jedes Bor-Atom ist Bestandteil der Hauptkette
im Silicon-Molekül, trägt aber auch eine mehr oder weniger lange
Seitenkette mit Siloxan-Gerüst. Diese Seitenketten sind ineinander
verzahnt und erschweren das Vorbeigleiten eines Silicon-Moleküls an
einem anderen Silicon-Molekül.
Das viskoelastische Verhalten kann folgendermaßen erklärt werden:
Wenn eine Kraft nur kurz auf das Material einwirkt,
verbiegen sich die verzahnten Seitenketten nur geringfügig und kommen
gleich danach in die ursprüngliche Position zurück. Die Hauptketten
zweier benachbarter Silicon-Moleküle verschieben sich dabei nicht zueinander.
Das Material verhält sich elastisch. Wirkt die deformierende Kraft
jedoch langanhaltend ein, so verschieben sich
trotz der Verzahnung durch die Seitenketten ganze Silicon-Makromoleküle
zueinander. Vereinfacht kann man sich vorstellen, dass die Seitenketten
(die "Zähne") sich so weit verbiegen, bis das Vorbeigleiten
der einen Hauptkette an der anderen möglich ist. Wenn ganze Silicon-Moleküle
aneinander vorbei gleiten, fließt das Material. In diesem Fall verhält
sich der "Hüpfende Kitt" wie sehr zäh fließender
Honig, er ist hochviskos.
Die oben ausgeführten Erklärungen zum viskoelastischen Verhalten
sind mithilfe von Formeln und Bildern ausführlich in der Flash-Animation dargestellt, die im Kopfblock zu diesem Versuch angegeben ist. |
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Tipps und Anmerkungen |
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- Der Versuch ist gut geeignet das interessante Phänomen der Viskoelastizität
zu demonstrieren. Der "Hüpfende Kitt" besitzt hohes Motivationspotenzial,
weil das Verhalten dieses Materials so kurios ist.
- Bei der Erklärung der Beobachtungen kann der Zusammenhang zwischen
der molekularen Struktur eines Materials und seinen Stoffeigenschaften
veranschaulicht werden.
- Der Versuch ist einfach und schnell durchzuführen und eignet
sich daher gut als Schülerversuch. Neben den beschriebenen Variationen
können noch andere durch die Schüler vorgeschlagen und ausprobiert
werden.
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Ergänzende Sachinformationen |
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In Silicon-Molekülen, deren Gerüst
aus Siloxan-Ketten besteht, ist die konformationelle Beweglichkeit der Molekülteile
durch die freie Drehbarkeit um die Si-O Bindungen gewährleistet. Das
gilt auch für die Siloxan-Seitenketten im "Hüpfenden Kitt",
die an Bor-Atome gebunden sind und weiter oben (vgl. 3 Versuchsauswertung)
als "Zähne" bezeichnet werden. |
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6 Literatur |
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W. Held et al., Begreifen und verstehen
- Schulversuche mit WACKER-Produkten (Begleitheft zum WACKER-Schulversuchskoffer),
Wacker Chemie AG, München, 2007 |
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